Ulrich Haacker (1939 - 1972)

It is our painful duty to inform our colleagues of the death of our friend Dr. Ulrich Haacker, aged 33, as the result of a relentless illness. All those who took part in former congresses will remember this young biologist, who not only commanded respect for the validity and originality of his work, but also gained universal friendship because of his human qualities.

CIM Secretariat, 1973




In memoriam
Dr. Ulrich Haacker
(27.6.1939 - 10.9.1972)


In memoriam Dr. Ulrich Haacker (27.6.1939 - 10.9.1972) Im Frühjahr 1962 lernte ich ULRICH HAACKER kennen. Er hatte zunächst in Mainz studiert, war anschließend nach Bonn gegangen und trug sich nun mit dem Gedanken, sein Studium in Darmstadt fortzusetzen und zu beenden. Schon nach unserem ersten Gespräch war der Gedanke beschlossene Sache, und auch über das Thema seiner nun zu beginnenden Staatsexamensarbeit: "Verbreitung und Autökologie der Diplopoden im Rhein-Main-Gebiet", das er selbst vorschlug, war en wir uns schnell einig. Es folgten Jahre bester harmonischer Zusammenarbeit. Dabei wurden eigentlich nie vie1 Worte gemacht. Wir verstanden uns. Mit unermüdlichem Fleiß widmete er sich seiner Arbeit an den Diplopoden. Er war bald der wohl geschätzteste Hilfsassistent unseres Institutes, wozu gleichermaßen Bescheidenheit, außerordentlich breitgestreutes und solides Fachwissen und hervorragende didaktische Fähigkeiten beitrugen. HAACKER gehörte zu jenen, heute seltener werdenden Zoologen, die neben besten Kenntnissen in den Gebieten der Physiologie und Morphologie auch umfassende Kenntnisse der Formen tierischen Lebens in Wald und Flur aufweisen.
Im Sommer 1964 begleitete er mich auf eine Forschungsreise an das Rote Meer. Nicht zuletzt wegen seines herrlich vielseitigen Interesses, seines Begeisterungsvermögens, das ihn Klima und Strapazen vergessen ließ, und seiner Fähigkeit zu kritischer Diskussion war es ein Vergnügen mit ihm zu reisen. Daher galten auch im Darmstädter Zoologischen Institut Exkursionen mit ULRICH HAACKER einhellig stets als Gewinn. Nach einem ausgezeichneten Staatsexamen begann er 1965 mit der Arbeit an seiner Dissertation, die von der Studienstiftung des deutschen Volkes durch ein Doktorandenstipendium gefördert wurde. 1967 promovierte er "mit Auszeichnung". Seine Dissertation: "Deskriptive, experimentelle und vergleichende Untersuchungen zur Autökologie rhein-mainischer Diplopoden" stellt ein Musterbeispiel dafür dar, experimentell ethologische in enger Verknüpfung mit autökologischen Untersuchungen in nebeneinanderlaufenden Freiland- und Laboratoriumsuntersuchungen durchzuführen. 1968 übernahm er eine Assistentenstelle am Zoologischen Institut in Hamburg. Auch hier hat er sich schon in ganz kurzer Zeit Anerkennung und Zuneigung der Kollegen und Studenten erworben. Ausgezeichnete Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch erleichterten ihm weltweiten persönlichen wissenschaftlichen Kontakt und ermutigten ihn zur Übersetzung zweier englisch-sprachiger Fachbücher ins Deutsche. Zu Beginn 1972 erhielt er einen Ruf nach Darmstadt. Wir freuten uns auf das erneute Zusammensein mit ihm und auf den Gewinn, den das Institut durch seine Anwesenheit haben würde. Der Tod nach schwerer Krankheit durchschnitt alle Plane.

ULRICH HAACKER war ein begnadeter Wissenschaftler. Er stand am Beginn einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn. Hohe Begabung, Gelassenheit, Ausgeglichenheit und viel menschliche Wärme zeichneten ihn aus. Sein viel zu früher Tod erfüllt uns mit tiefer Trauer.

Prof. Dr. MA GNUS
Darmstadt
Veröffentlichungen von ULRICH HAACKER


1964
1. Das Paarungsverhalten des Saftkuglers Glomeris marginata. - Natur u. Museum 94: 265 272, Frankfurt a. M.

1966
2. Diplopoden aus der Umgebung von Oberstdorf/Allgäu. - Ent. Z. 76: 109-112, Frankfurt a. M.

1967
3. Tagesrhythmische Vertikalbewegung bei Tausendfüßlern (Myriapoda, Diplopoda). - Naturw. 54: 346-347, Berlin, Heidelberg, New York.

1968
4. Deskriptive, experimentelle und vergleichende Untersuchungen zur Autökologie rhein-mainischer Diplopoden. - Oecologia 1: 87-129, Berlin.
5. Die Diplopoden des Rhein-Main-Gebietes. - Senckernbergiana bioI. 49: 31 38, Frankfurt a. M.
6. (MAGNUS, D. U. HAACKER, U.) Zum Phänomen der ortsunsteten Ruheversammlungen der Strandschnecke Planaxis sulcatus (BORN) (Mollusca, Prosobranchia). - Sarsia 34: 137-148, Bergen.
7. Spermatransport beim Kugeltausendfüßler (Sphaerotherium). - Naturw. 55: 89, Berlin, Heidelberg, New York.
8. Stridulation bei Loboglomeris (Diplopoda). - Naturw. 55: 656-657, Berlin, Heidelberg, New York.

1969
9. Das Sexualverhalten von Sphaerotherium dorsale (Myriapoda, Diplopoda). - Verh. Dtsch. Zool. Ges. Innsbruck 1968, Zool. Anz. Suppl. 32: 454-463, Leipzig.
10. Spermaübertragung von Glomeris (Diplopoda). - Naturw. 56: 467, Berlin, Heidelberg, New York.
11. Zur Systematik von Loboglomeris VERHOEFF. - Ent. Mitt. zool. Mus. Hamburg 4: 67-70, Hamburg.
12. An attractive secretion in the mating behaviour of a Millipede. - Z. Tierpsychol. 26: 988-990, Berlin.

1970
13. Der Stridulationsapparat von Loboglomeris und seine Funktion im Sexualverhalten. - Vie et Milieu (C: Biologie Terrestre) 20: 57 64, Paris (1969).
14. Experimentelle Untersuchungen zur Ökologie von Unciger foetidus (C. L. KOCH). - Bull. Mus. nat. Hist. natur. (2) 41, Suppl. 2: 67-71, Paris.
15. (und FUCHS, ST.) Das Paarungsverhalten von Cylindroiulus punctatus LEACH. - Z. Tierpsychol. 27: 641-648, Berlin u. Hamburg.
16. Das Paarungsverhalten von <´i>Rhinocricus padbergi VERH. (Diplopoda, Spirobolida). - Rev. Comport. Anim. 4 (4): 35-39, Paris.

1971
17. Trommelsignale bei Tausendfüßlern. - Naturw. 58: 59-60, Berlin, Heidelberg, New York.
18. Die Funktion eines dorsal en Drüsenkomplexes im Balzverhalten von Chordeuma (Diplopoda). - Forma et functio 4: 162-170, Oxford, Elmsford, N. Y., Braunschweig.

1972
19. (und FUCHS, ST.) Tree-climbing in Pill-millipedes. - Oecologia 10: 191-192, Berlin.

Ü b e r s e t z u n g e n

1969
1. Das Liebeswerben der Tiere, eine zoologische Untersuchung. (Ubersetzung von M. BASTOCK: Courtship: a zoological study). 191 S. (G. FISCHER) Stuttgart.

1971
2. Praktikum der Verhaltensforschung (Übersetzung von A. W. STOKES (Editor): Animal behaviour in laboratory and field). 169 S. (G. FISCHER) Jena.



Source: Mitt. Hamburg Zool. Mus. Inst. 69: 1-3 Hamburg, Dezember 1972
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